Andreas Müller

Andreas Müller (1970) ist seit 2019 CEO der Georg Fischer AG (GF) in Schaffhausen. Vorher war er zwei Jahre lang CFO und von 2008 bis 2016 Finanzchef von GF Casting Solutions. Andreas Müller verfügt über breite Erfahrung in den Bereichen Finanzen & Operationen, Portfoliomanagement, Akquisitionen, Risikomanagement, IT und Strategie. Er hat Betriebswirtschaft an der Hochschule Konstanz (HTWG) studiert und startete 1995 seine Karriere als Produktmanager bei GF Piping Systems. Danach war er Leiter Operationen und Finanzen in Australien, Geschäftsführer in Deutschland und übte verschiedene operative Funktionen innerhalb von GF Piping Systems aus.

«Die Expertise, die wir benötigen, werden wir allein in der Schweiz nicht finden»

Was macht für Sie gute und zeitgemässe Führung aus?
Zu einer guten Führungskraft gehört für mich die Fähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren und inspirieren, einen Sinn in den Aufgaben und Herausforderungen zu vermitteln, Freiräume zu schaffen, und dies alles im Kontext der Bedürfnisse unserer Kunden und weiterer Interessengruppen des Unternehmens. In unserer heutigen Zeit braucht ein Unternehmen ein hohes Mass an Veränderungsfähigkeit und Agilität. Es ist an der Führungskraft, dies vorzuleben, zu fordern, aber auch zu fördern.

Über die Hälfte (69%) der CEOs der grössten Schweizer Arbeitgeber war bereits vor der Berufung im Unternehmen tätig. Sie selbst haben Ihre gesamte berufliche Laufbahn bei Georg Fischer verbracht. Welchen Rat geben Sie Ihren Nachwuchsführungskräften zu deren Karriereplänen?
Die Bereitschaft zu haben, Entscheide zu fällen, aber auch offen zu sein für neue Herausforderungen, die Chance zu nutzen, andere Kulturkreise kennen zu lernen, idealerweise verbunden mit einem längeren Auslandsaufenthalt. Das formt die Persönlichkeit und erhöht die Sozialkompetenz.

Die Digitalisierung schreitet voran. Der Kosten- und Effizienzdruck für Unternehmen steigt. Welche spezifischen Profile holen Sie deswegen ins Unternehmen, und auf welchen Levels setzen Sie sie ein?
Viele Unternehmen suchen Digitalisierungs- und Innovationsexperten – auch GF. Wir schätzen uns glücklich, etliche gute Talente und Manager gefunden zu haben. Diese setzen wir auf allen Hierarchiestufen ein. Innovationen stellen bei GF ein zentrales Element der Unternehmensentwicklung dar, und dies seit mehr als 200 Jahren. Moderne Prozesse und Methoden werden sowohl von Universitätsabgängern als auch erfahrenen Experten in den entsprechenden Fachgebieten durchgeführt und angewendet.

Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen von Schweizer Unternehmen liegt bei 44%. Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit der Zuwanderung für Schweizer Unternehmen im Allgemeinen und Ihr Unternehmen im Besonderen?
Die Schweiz hat den Vorteil, nach wie vor für hoch qualifizierte Leute aus dem Ausland attraktiv zu sein. Das ist enorm wichtig. Denn das Wissen und die Expertise, die wir bei GF benötigen, werden wir allein in der Schweiz nicht finden. Und für eine globale Firma sind Kenntnisse und Erfahrung aus anderen Märkten und Kulturen unabdingbar.

Welche Bedeutung räumen Sie der Gender Diversity in Ihrem Unternehmen ein, und welche Massnahmen haben Sie definiert, um den Frauenanteil in den Führungsgremien zu erhöhen?
Entscheidend für eine Anstellung sind die Qualifikationen, welche für die zu besetzende Position verlangt sind. Um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, hat GF bereits vor einiger Zeit den Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub über die gesetzlichen Vorgaben ausgeweitet. Sowohl die flexible Einteilung der Arbeitszeit als auch die Möglichkeit von Homeoffice sind weitere Elemente einer attraktiven Arbeitsplatzgestaltung. Wir sind uns aber darüber im Klaren, dass dies allein nicht reichen wird. Wenn wir eine Führungsposition zu besetzen haben, erwarten wir immer eine Frau in der engeren Wahl zu haben. GF ist ein Traditionsunternehmen, das im Verwaltungsrat bereits seit langem einen für ein Industrieunternehmen überdurchschnittlichen Frauenanteil ausweist. Seit längerem fördert GF Round-Table-Gespräche zwischen Verwaltungsrat, Konzernleitung und weiblichen Führungskräften mit dem Ziel, die Bedürfnisse aufzunehmen, Veränderungen einzuleiten und die Vernetzung intensiv zu fördern.