«Die Orientierung am Gemeinwohl vermittelt Sinn»
Welche Trends sehen Sie, wie sich die Führung weiterentwickelt in Zeiten von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, Individualisierung aufseiten der Arbeitnehmenden und Agilität?
Für mich stehen zwei Punkte im Fokus: Erstens müssen wir in Zukunft noch stärker eine langfristige Vision vermitteln. Zweitens müssen wir unsere Mitarbeitenden inspirieren, dass sie sich und damit auch die Organisation konstant weiterentwickeln. Wir stehen also vor der Aufgabe, die Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden und der Organisation mit einer langfristigen Strategieorientierung zu verbinden.
Welche Möglichkeiten bieten Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung, die im Allgemeinen zu wenig wahrgenommen werden, aber attraktiv wären für Führungskräfte aus der Privatwirtschaft?
Im Fokus unserer Arbeit steht das Gemeinwohl. Wir wissen, für was wir arbeiten gehen – für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Die Orientierung am Gemeinwohl vermittelt Sinn und entspricht sehr dem Bedürfnis der Mitarbeitenden und Führungskräfte nach einer sinnstiftenden Tätigkeit. Diese intrinsische Motivation spürt man bei vielen. Unser «Purpose» ist klar. Zudem bietet der Kanton eine unglaubliche Vielfalt an Themengebieten.
Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, wenn die Führungskräfte in der Verwaltung Erfahrungen aus der Privatwirtschaft mitbringen?
Auf jeden Fall! Erfahrungen aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen sind für eine Führungskraft enorm wertvoll. Das gilt übrigens auch für den umgekehrten Weg: Wer einmal in einer Verwaltung gearbeitet hat, bringt viel Wissen zu regulatorischen oder prozessualen Fragen mit – und einen Blick für das Machbare.
Welche Bereiche sehen Sie, in denen die öffentliche Verwaltung schlanker, effektiver und produktiver werden könnte?
Die Verwaltung muss ihre Tätigkeiten laufend kritisch hinterfragen. Auch reine Vollzugsaufgaben können und müssen wir weiterentwickeln. Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial, um einzelne staatliche Aufgaben effizienter zu gestalten. Hier müssen wir den Mut haben, diese Themen anzugehen.
Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungskräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie in Ihrem Kanton mit dem Fachkräftemangel um?
Ich sehe drei zentrale Ansatzpunkte. Erstens müssen wir mehr in die Nachwuchsausbildung und die Gewinnung von jungen Fachkräften investieren. Zweitens müssen wir die Berufsbilder weiterentwickeln und insbesondere auf die digitale Transformation ausrichten. Drittens müssen wir bestehende Aufgaben hinterfragen, priorisieren und digitalisieren.
Der ökologische Fussabdruck der Schweiz ist gross. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Kanton?
Nachhaltige Entwicklung ist ein zentrales Handlungsprinzip der Regierung in ihrer Schwerpunktplanung und geniesst einen hohen
Stellenwert. In den Staatszielen unserer St. Galler Kantonsverfassung sind sämtliche Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung verankert. Die Massnahmen, die der Kanton St. Gallen zum Schutz des Klimas trifft, sind im St. Galler Energiekonzept 2021–2030 enthalten (www.sg.ch/umwelt-natur/energie/Energiekonzept.html).