«Die öffentliche Verwaltung muss innovativ und flexibel sein, wenn sie mit der Zeit gehen und effizient arbeiten will»
Welches sind Ihre Führungsgrundsätze?
Dazu könnte ich den Vorsitzenden des WEF, Klaus Schwab, zitieren, dessen Meinung zu dieser Frage ich absolut teile. Eine Führungskraft braucht ein hohes Mass an Professionalität und Wertvorstellungen, verknüpft mit Vision, Leidenschaft und Mitgefühl, Umsetzungsvermögen. Sie muss die Ruhe bewahren können und bescheiden auftreten. Und nicht zuletzt muss sie die Menschen und das, was sie tut, lieben.
Welchen Mehrwert erwarten Sie von einer besseren Gender Diversity im Management der öffentlichen Verwaltung?
Eine ausgeglichene Geschlechterquote im Unternehmen sorgt für Vielfalt in der Heran gehensweise und für neue, innovative Lösungsansätze. Dies ist entscheidend.
Welche Massnahmen wurden in Ihrer Kantonsverwaltung ergriffen, um den Frauenanteil in den oberen Führungsebenen zu stärken?
Wir haben unser System zur Bewertung der einzelnen Funktionen geprüft und überarbeitet, um so eine bestmögliche Lohngleichheit gewährleisten zu können. Wir bieten auf allen Unternehmensebenen Möglichkeiten für Jobsharing und Teilzeitarbeit.
Was sollten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unternehmen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz gestärkt wird?
Zu den erforderlichen Rahmenbedingungen zählen natürlich Faktoren wie Lohngleichheit, Jobsharing, Teilzeitmöglichkeiten und die Schaffung von Strukturen für Kinderbetreuung – aber natürlich braucht es auch Bildung und einen Kulturwandel.
Das Verwaltungsmanagement steht im Spannungsfeld zwischen politischen Vorgaben und unternehmerischen Anforderungen. Wie begegnen Sie dieser Spannung?
Zwar unterliegt auch die öffentliche Verwaltung gewissen Effizienzzwängen, doch auf ihr lastet nicht derselbe Konkurrenzdruck wie auf den Privatunternehmen. Sie muss innovativ und flexibel sein, wenn sie mit der Zeit gehen und effizient arbeiten will. Offenkundig wird der Wettbewerb im Bereich der Rekrutierung von Mitarbeitenden, vor allem auf Führungsebene.
Die digitale Transformation führt in jeder Branche zu überraschenden, disruptiven Entwicklungen. Wie begegnen Sie dieser Herausforderung in Ihrem Kanton?
Was den digitalen Wandel anbelangt, spielt der Kanton Jura in vielen Bereichen in der ersten Liga, vor allem mit dem virtuellen Schalter. Wir sind sehr ambitioniert betreffend papierloses Büro und digitale Verknüpfung mit unseren «Kunden», d.h. mit der Bevölkerung und den Unternehmen. Wir wollen aktiv an diesen durch den digitalen Fortschritt bewirkten Veränderungen teilhaben. Dies geschieht vorausschauend und intern auch dadurch, dass wir unsere Mitarbeitenden im Wandel begleiten. Das ist eine schwierige Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl, Zuhörfähigkeiten und Überzeugungskraft verlangt. Der Wandel ist in unseren Augen nur dann möglich, wenn die Mitarbeitenden an ihm mitwirken, daher wollen wir sie in den Transformationsprozess einbinden.
Die Schweizer Wirtschaft soll weiter wachsen, doch die Bevölkerung altert, und die Zuwanderung von Hochqualifizierten nimmt ab. Wie gehen Sie in Ihrem Kanton mit dem drohenden Personalmangel um?
Glücklicherweise können wir diesbezüglich mit zwei wichtigen Faktoren punkten: Dies sind zum einen die jungen Menschen aus dem Jura, die sich andernorts in der Schweiz oder im Ausland ausbilden liessen, und zum anderen unsere geografische Lage, die es uns ermöglicht, auf qualifiziertes Personal aus dem benachbarten Ausland zählen zu können.
Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, wenn die Führungskräfte in der Verwaltung Erfahrungen aus der Privatwirtschaft mitbringen? Gilt das auch für den umgekehrten Fall?
Es braucht die goldene Mitte zwischen internen Beförderungen und der Berufung von Kadern der Privatwirtschaft. Jeder stellt sein Erlebtes und seine Erfahrungen in den Dienst des Unternehmens oder der Verwaltung. Ich bin überzeugt, dass beide Seiten davon profitieren können.