Cornelia Komposch

Cornelia Komposch wurde 2015 in den Thurgauer Regierungsrat gewählt und steht seither dem Departement für Justiz und Sicherheit vor. Die SP-Politikerin aus Chur ist gelernte Pflegefachfrau und Bäuerin mit Fach- und Lehrmeisterausweis. Darüber hinaus bildete sie sich in öffentlichem Rechnungswesen sowie Betriebswirtschaft weiter. Ihre politische Karriere begann 1998 als Gemeinderätin in Herdern, wo sie 2006 bis 2015 Frau Gemeindeammann war. 2004 wurde sie in den Grossen Rat des Kantons Thurgau gewählt. Dort leitete sie von 2010 bis 2012 die Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission. Von 2012 bis 2015 präsidierte sie die sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Fraktion. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern ist in Steckborn am Untersee wohnhaft. 

«Die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden ist eine grundsätzliche Voraussetzung für eine gut funktionierende Verwaltung»

Welches sind die Hauptthemen, die Ihren Kanton als grossen Arbeitgeber beschäftigen?
Zu den grossen Herausforderungen gehört die Umsetzung der Strategie «Digitale Verwaltung Thurgau». Die Transformation bedeutet insbesondere für die Mitarbeitenden eine nicht zu unterschätzende Veränderung. Weiter beschäftigen die Regierung raumplanerische Themen, Bauprojekte von grosser Tragweite, Sicherheits- und Versorgungsthemen aufgrund der geopolitischen Lage, schulische Herausforderung im Kontext der Migration, die Stabilisierung des Finanzhaushaltes sowie der Fachkräftemangel.

Worauf achten Sie bei der Auswahl Ihrer Schlüsselmitarbeitenden in Ihrem Departement? Spielt es dabei eine Rolle, ob diese Erfahrung aus der Privatwirtschaft oder aus dem öffentlichen Sektor mitbringen?
Eine zielführende Personalselektion beginnt bei der Formulierung des richtigen Anforderungsprofils. Entlang dieses Profils verläuft meine Evaluation und letztlich der Personalentscheid. Ausschlaggebend sind für mich weder das Geschlecht noch der berufliche Background. Massgebend sind vielmehr der persönliche Eindruck und mein Bauchgefühl. Bei qualitativ gleichwertigen Bewerbungen und in Miteinbezug der Gesamtsituation gebe ich im Sinne der Frauenförderung einer weiblichen Bewerberin den Vorzug.

Automatisierung, Digitalisierung, Flexibilisierung und Workplace of the Future prägen das heutige Arbeiten. Wie begegnen Sie diesen Trends?
Die Regierung hat eine Digitalisierungsstrategie mit einem Katalog von Massnahmen erlassen und ein Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung geschaffen. Qualifiziertes Fachpersonal erarbeitet derzeit ein digitales Bürgerportal, das es der Bevölkerung möglich machen wird, elektronische Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um die öffentliche Verwaltung schlanker, effektiver und produktiver zu machen?
Der Kanton Thurgau gehört schweizweit zu jenen Kantonen, die gemessen an der Anzahl Bevölkerung über einen tiefen Personalbestand verfügen. Noch schlanker wäre nicht mehr zu verantworten.

Öffentliche Verwaltungen müssen politische Vorgaben erfüllen, zugleich aber auch finanziellen Anforderungen genügen und sich weiterentwickeln. Wie gehen Sie damit um?
In erster Linie bedarf jegliches Handeln der öffentlichen Hand einer Rechtsgrundlage und allenfalls eines Kredits. Jedoch spielt das Primat der Politik im Alltag der Verwaltung tatsächlich eine wesentliche Rolle. Diesbezüglich ist ein konstruktiver Austausch zwischen Exekutive und Legislative von grosser Bedeutung.

Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungs- und Fachkräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie in Ihrem Kanton mit dem Fachkräftemangel um?
Dem Phänomen des Fachkräftemangels erfolgreich zu begegnen, bedarf verschiedener Massnahmen, wie z.B. moderne Arbeitsbedingungen, Lohn, Ferienregelungen etc. Die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden ist eine grundsätzliche Voraussetzung für eine gut funktionierende Verwaltung.

In einigen Jahren wird der Grossteil der Arbeitnehmenden der Generation Z zugehören. Wie zieht Ihr Kanton diese Zielgruppe an, und was erwarten Sie von dieser Zielgruppe zur Weiterentwicklung Ihres Kantons?
Die personalpolitischen Massnahmen werden in einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt. Insofern stehen wir in der Verantwortung, der Generation Z und ihren Lebensentwürfen Rechnung zu tragen und die Weichen entsprechend zu stellen.

Der ökologische Fussabdruck der Schweiz ist gross. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Kanton, und wie veränderten ökologische Überlegungen die Schwerpunkte der Regierungsratsarbeit?
In den Regierungsrichtlinien 2020 bis 2024 ist der Grundsatz der Nachhaltigkeit festgehalten. Der Fortschritt bezüglich einer nachhaltigen Entwicklung wird in den Themenbereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt mittels eines Indikatorensystems gemessen und analysiert. Zu erwähnen sind weiter die Klimastrategie und die Biodiversitätsstrategie des Kantons Thurgau.