«Ein modernes Führungsverständnis ist wichtig: Sinn in den Zielen, Verantwortung in der Umsetzung und Dialog auf Augenhöhe»
Welche Trends sehen Sie, wie sich die Unternehmensführung weiterentwickelt?
Der Trend des standortunabhängigen Work Smart hat mit der Pandemie Fahrt aufgenommen, und die Unternehmensführung muss sich kulturell und organisatorisch darauf einstellen. Ausserdem wird der Generationenwechsel verlangen, dass den Mitarbeitenden noch mehr sinnstiftende Ziele vermittelt werden. Dies geht auch einher mit einer stärkeren Delegation von Verantwortung. Nur so gelingt es, mit den immer schnelleren Innovationszyklen Schritt zu halten.
Automatisierung, Digitalisierung und Workplace of the Future prägen das heutige Arbeiten. Wie begegnen Sie diesen Trends?
Wir arbeiten seit einigen Jahren an einer umfassenden Automatisierung der operativen Prozesse und an der Digitalisierung der Planungsprozesse sowie der Kunden-Schnittstellen. Dies fordert uns neben der technischen Machbarkeit insbesondere im Bereich Kultur, Führung und Ausbildung. Noch zu wenig adressiert ist jedoch die Digitalisierung im Bereich neuer Geschäftsmodelle – hier werden wir in den kommenden Jahren auch vom Markt stark gefordert sein.
Wie stellen Sie sicher, dass Technologisierung/Digitalisierung kein Expertenthema bleibt, sondern in der Wertschöpfung des Unternehmens verankert wird?
Einerseits arbeiten wir mit sogenannten Solution Teams, in denen betroffene Mitarbeitende aus Linie und Technik gemeinsam die Lösungen entwickeln und die Verantwortung bis in die Umsetzung übernehmen. Andererseits müssen wir auch konsequent Ressourcen für die Begleitung der Umsetzung freisetzen. Unser Credo ist: Nur was auf der Schiene und beim Kunden ankommt, kann Wirkung zeigen.
Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungskräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem drohenden Personalmangel um?
Wir müssen als Arbeitgeberin für Talente attraktiv bleiben. Zudem führen wir einen strukturierten Management-Development-Prozess. Bei den Führungskräften ist uns ein modernes Führungsverständnis wichtig: Sinn in den Zielen, Verantwortung in der Umsetzung und Dialog auf Augenhöhe.
Welche Massnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen definiert, um den Frauenanteil im Management zu erhöhen?
In der Geschäftsleitung haben wir einen Frauenanteil von fast 60%. Wir haben deshalb keine besonderen Massnahmen definiert. Für mich zählt nicht nur Geschlecht, sondern Diversität generell. Es braucht auch unterschiedliche Backgrounds sowie verschiedene Generationen, um die besten Lösungen für die Weiterentwicklung von SBB Cargo zu finden.
Was sollten Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unternehmen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz gestärkt wird?
Die Rahmenbedingungen in der Schweiz und bei der SBB sind schon sehr gut. Einzig bei der Besteuerung von Verheirateten hinken wir den modernen Lebensformen nach.
Welche Botschaften haben Sie für Ihre Toptalente in Bezug auf deren Karriereplanung? Wie vermitteln Sie diese Botschaften im Alltag?
Die Führungsarbeit muss Sinn stiften. Freude an der Arbeit mit Menschen ist dabei eine zentrale Voraussetzung. Und Vermitteln funktioniert nur über Vorleben.
Wir sehen immer öfter, dass CEOs auch externe Verwaltungsratsmandate innehaben. Wie beurteilen Sie dies?
Ein gewisser Aussenblick fördert neue Ideen, eine Ämterkumulation sehe ich hingegen als kritisch für seriöse Arbeit.