Fabrice Zumbrunnen

Fabrice Zumbrunnen ist seit 2018 Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Er hat an der Universität Neuenburg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert und ein Nachdiplomstudium in Statistik absolviert. Danach arbeitete er unter anderem als Filialleiter bei Coop. Anschliessend war er während 16 Jahren für die Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg tätig, zuerst als Verkaufschef, dann als Verantwortlicher für Marketing und Logistik, bis er 2005 zum Geschäftsleiter gewählt wurde. 2012 übernahm er in der Generaldirektion des MGB die Leitung des Departements «Human Resources, Kulturelles und Soziales, Freizeit».  

«Gute Führung ist nicht gelerntes Management, sondern gelebte Leadership»

Was macht für Sie gute und zeitgemässe Führung aus?
Gute Führung ist nicht gelerntes Management, sondern gelebte Leadership. Voraussetzung für eine erfolgreiche transformationale Führung sind eine attraktive Vision, ein gemeinsames Verständnis der Unternehmensziele und ein vorbildliches Engagement aller Führungskräfte. Nur damit können sie ihre Mitarbeitenden inspirieren und motivieren und somit ihre Eigenverantwortung fördern.

Der Schweizer Detailhandel steht vor grossen Herausforderungen. Was ändert sich, und wie stellen Sie sicher, dass Sie die Herausforderungen mit dem Migros-Genossenschafts-Bund erfolgreich angehen?
Die grossen Treiber des Strukturwandels im klassischen Detailhandel sind die digitale Transformation, ein hoher Preisdruck, der wachsende Einkaufstourismus und rasch ändernde Konsumgewohnheiten. Um unseren Kundinnen und Kunden auch in Zukunft das beste Sortiment einfach und bequem zu fairen Preisen anbieten zu können, verzahnen wir stationäre und digitale Kanäle intelligent miteinander. Als grösster Schweizer Detailhändler und Marktführer im schweizerischen Onlinehandel verfügen wir über ideale Voraussetzungen dazu.

Die Digitalisierung schreitet voran. Der Kosten- und Effizienzdruck für Unternehmen steigt. Welche spezifischen Profile holen Sie deswegen ins Unternehmen, und auf welchen Levels setzen Sie sie ein?
Die Digitalisierung schafft flache Strukturen, verwischt alte Hierarchien und verlangt nach mehr nicht-linearem Denken sowie strategischer Kreativität. Künftige Talente sind daher nicht nur gut ausgebildet, sondern verfügen zudem über eine hohe Sozialkompetenz, ein ausgeprägtes Selbstmanagement und können sich rasch und erfolgreich vernetzen. Neben höchstqualifizierten Fachkräften benötigen wir auch in Zukunft gut ausgebildete Absolventen einer Berufslehre.

Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen von Schweizer Unternehmen liegt bei 44%. Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit der Zuwanderung für Schweizer Unternehmen im Allgemeinen und Ihr Unternehmen im Besonderen?
Für eine gute Unternehmensführung sind fachliche und menschliche Qualitäten wichtiger als die Herkunft. Generell profitieren wir aber wie viele andere Schweizer Unternehmen von der qualifizierten Zuwanderung, insbesondere in den Bereichen, in denen wir mit Fachkräftemangel konfrontiert sind, wie zum Beispiel Technologie. Politische Initiativen zur Begrenzung der Zuwanderung erachte ich grundsätzlich als gefährlich für die Schweizer Wirtschaft.

Welche Bedeutung räumen Sie der Gender Diversity in Ihrem Unternehmen ein, und welche Massnahmen haben Sie definiert, um den Frauenanteil in den Führungsgremien zu erhöhen?
Unternehmen mit einem hohen Grad an Diversität haben nachweislich eine grössere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich erfolgreich zu sein. Besonders gross ist dieser Zusammenhang beim Frauenanteil im Management. Vielfalt beschränkt sich allerdings nicht nur auf die ausgewogene Geschlechterbilanz auf allen Stufen, sondern umfasst auch Kriterien wie Alter, Erfahrung, Sprache und kulturelle Herkunft. Soeben haben wir als erste grosse Detailhändlerin der Schweiz die «Advance Diversity Charta» für Geschlechtergleichstellung und Chancengleichheit am Arbeitsplatz unterzeichnet. Damit verpflichtet sich die Migros zu einem fairen und ausgewogenen Ansatz bei der Rekrutierung, Vergütung, Förderung und Bindung von Mitarbeitenden unabhängig ihres Geschlechts.