Jean-Christophe Deslarzes

Jean-Christophe Deslarzes wurde im April 2020 zum Präsidenten des Verwaltungsrats (VR) der Adecco Group ernannt, nachdem er fünf Jahre zuvor dem VR bei­getreten war. 2021 wurde er in den Verwaltungsrat von Constellium gewählt. Zudem war er von 2018 bis 2021 Präsident des VR von ABB India Ltd. Er begann seine Karriere als Steuer- und Rechtsberater bei Arthur Andersen. Dann war er bei Rio Tinto und dessen Vorgängerunternehmen Alcan und Alusuisse in Europa und Kanada tätig, unter anderem als Leiter Human Resources und Mitglied des Executive Committee der Alcan Group sowie als Präsident und CEO Downstream Aluminium Businesses, Rio Tinto. Anschliessend war er Chief Human Resources Officer und Mitglied des Executive Committee der Carrefour Group (von 2010 bis 2013) und der ABB Group (von 2013 bis 2019).

«Bis spätestens 2030 wollen wir auf allen Führungsstufen einen Frauenanteil von 50% erreichen»

Welche Learnings für die strategische Führung nehmen Sie aus der Corona-Situation mit?
Der Fokus in einer solchen Krise liegt primär auf dem Wohlergehen der Arbeitskolleginnen und -kollegen sowie der Unterstützung unserer Kunden. Dabei ist es allerdings wichtig, mögliche Chancen nicht zu verpassen. 2020 haben wir genutzt, um unsere neue Strategie, «Future@Work», zu entwickeln, und haben im Januar bei der Adecco Group mit der Umsetzung begonnen. Die Priorität, das Unternehmen langfristig weiterzuentwickeln, darf auch in turbu­lenten Phasen nie aus den Augen verloren werden.

Welche strategischen Massnahmen betreffend Gender Diversity haben Sie auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung definiert, und wie überwachen Sie diese?
Die Gruppe beschäftigt global > 30000 Mitarbeitende. Unser Ziel ist es, bis spätestens 2030 einen Frauenanteil von 50% auf allen Führungsstufen zu erreichen. Im Verwaltungsrat haben wir das Ziel der Geschlechtergleichheit mit vier Frauen und vier Männern bereits diesen April erreicht. Darauf bin ich persönlich sehr stolz. Das Geschlechterdiversitätsziel ist übrigens auch ein integrierter Bestandteil der variablen Vergütung sowohl bei der Konzernleitung als auch im Kader, also den obersten 300 Führungskräften. Der CEO und die Leiterin Human Resources berichten im Verwaltungsrat entsprechend quartalsweise über den Fortschritt.

Welche Resultate haben diese Massnahmen bereits gezeigt, und was versprechen Sie sich davon in näherer Zukunft?
Von 2019 auf 2020 haben wir den Frauenanteil unter den globalen Führungskräften von 26% auf 32% erhöht. Rund 66% unserer Mitarbeitenden sind Frauen. Wir fördern auch gezielt weibliche Führungskräfte, indem wir bei der Nachfolgeplanung unter drei möglichen Kandidaten jeweils versuchen zwei Frauen zu berücksichtigen. Damit versprechen wir uns nicht nur eine Verbesserung der Diversität im Management, sondern auch eine erhöhte Innovation, Kreativität und insgesamt stärkere Ergebnisse des Unternehmens.

Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungskräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie damit bei der Adecco Group auf der strategischen Ebene um?
Der CEO und die Leiterin Human Resources besprechen die Nachfolgeplanung der Konzernleitung regelmässig mit dem Verwaltungsrat. Eine vorausschauende Nachfolgeplanung sollte sich jedoch nicht nur auf die oberste Führungsebene konzentrieren, sondern beginnt idealerweise auf der ersten Führungsstufe. Führungskräfte von morgen müssen früh identifiziert, gefördert und für grössere Aufgaben vorbereitet werden.

Welche Kompetenzen werden zunehmend wichtiger im Verwaltungsrat mit Blick auf die weltweit immer schnelleren wirtschaftlichen Veränderungen?
Die richtige Zusammensetzung aus Berufserfahrung, Persönlichkeit, Herkunft und Geschlecht wird im Verwaltungsrat hinsichtlich der perso­nellen und strategischen Herausforderungen immer wichtiger. Ein fundiertes Wissen rund um Technologie und Digitalisierung, gekoppelt mit emotionaler Intelligenz, ist bereits zentrale Fähigkeit und wird zweifellos in Zukunft noch stärker nachgefragt werden.

Automatisierung, Digitalisierung und Workplace of the Future prägen das heutige Arbeiten. Wie begegnen Sie diesen Trends?
Diese Trends wurden schon vor Covid-19 identifiziert und adressiert. Die Krise hat die Digitalisierung und neue Zusammenarbeitsformen aller­dings stark beschleunigt. Unternehmen, die konsequent in ihre IT und digitale Infrastruktur sowie das entsprechende Fachwissen investiert haben, verfügen nun über einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Was unternehmen Sie, um die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit im Verwaltungsrat zu verbessern, und welchen Stellenwert hat dabei das Board Assessment?
Bei der Rekrutierung achten wir nicht nur auf die Kompetenzen und Erfahrungen, sondern in gleichem Masse auf die Persönlichkeit. Ein leistungsfähiger Verwaltungsrat ist ein Team mit komplementären Persönlichkeiten und keine Gruppe von Experten, die sich quartalsweise trifft. Deswegen ist eine ausgewogene Rekrutierung enorm wichtig. Die Board Assessments helfen uns zur permanenten Verbesserung.