Joana Filippi

Joana Filippi ist seit August 2021 Staatsschreiberin des Kantons Aargau. Sie leitet die Staatskanzlei mit den Abteilungen Generalsekretariat, Kommunikationsdienst
des Regierungsrats, Strategie und Aussenbeziehungen sowie Rechtsdienst des Regierungsrats. Davor leitete sie während elf Jahren die Abteilung Public Affairs der Flughafen Zürich AG. Erste Verwaltungserfahrung sammelte sie im Kanton Schwyz als Vorsteherin des Amts für Wirtschaft. Internationale Berufserfahrung erwarb sie in einem Verlag. Sie absolvierte
eine kaufmännische Lehre bevor sie die eidg.
Matura nachholte und an den Universitäten Konstanz, Warwick und St. Gallen ihre Studien mit einem MA in International Political Economy und einem Executive MBA abschloss.

«Ein sich schnell veränderndes Umfeld erfordert, dass auch die Verwaltung permanent in Bewegung bleibt»

Welche Trends sehen Sie, wie sich die Führung weiterentwickelt in Zeiten von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, Individualisierung aufseiten der Arbeitnehmenden und Agilität?
Die erwähnten Entwicklungen erfordern in der Führung vermehrt soziale Interaktionen und partizipative Führungsansätze. Das erfordert die Weiterentwicklung von Soft Skills und lebenslanges Lernen. Daneben werden Grundwerte der Führung wie Authentizität, Transparenz, Glaubwürdigkeit weiterhin Bestand haben.

Welche Möglichkeiten bieten Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung, die im Allgemeinen zu wenig wahrgenommen werden, aber attraktiv wären für Führungskräfte aus der Privatwirtschaft?
Ein sich schnell veränderndes Umfeld erfordert, dass auch die Verwaltung permanent in Bewegung bleibt, Entwicklungen antizipiert, analysiert und Massnahmen umsetzt. Führungskräfte sind gefordert, interdisziplinär zu arbeiten sowie vernetzt zu denken – und das für ein sehr breites Themenspektrum. Das ist enorm bereichernd.

Öffentliche Verwaltungen müssen politische Vorgaben erfüllen, zugleich aber auch finanziellen Anforderungen genügen und sich permanent weiterentwickeln. Wie gehen Sie mit diesem Spannungsfeld um?
Politik ist bekanntlich die «Kunst des Machbaren». Das gilt auch für die kantonale Finanzpolitik. Die Prioritäten zwischen Notwendigem, Wünsch- und Machbarem zu setzen, obliegt dem Parlament. Die tägliche Umsetzung dieser Vorgaben in der Verwaltung ist ein Spannungsfeld, das ein zielgerichtetes Vorgehen, Antizipation und auch Kreativität erfordert; das ist herausfordernd und interessant.

Welche Bereiche sehen Sie, in denen die öffentliche Verwaltung schlanker, effektiver und produktiver werden könnte?
Die Optimierung von Aufgaben und Ausgaben ist im Kanton Aargau ein in der Verfassung verankerter Dauerauftrag, der unser tägliches Wirken bestimmt. Leistungen zu identifizieren, die nicht mehr gebraucht werden, erachte ich als ein grosses Potenzial, um Produktivitätsgewinne zu erzielen. Der planvolle Einsatz von Digitalisierung und KI wird ebenfalls zunehmend Effizienzverbesserungen bringen. Wobei zuerst auch entsprechend in den Aufbau dieser Skills investiert werden muss.

Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungskräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie in Ihrem Kanton mit dem Fachkräftemangel um?
In der Kantonsverwaltung versuchen wir mit einem Massnahmenpaket, das attraktive Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsangebote oder Entwicklungsmöglichkeiten beinhaltet, für Führungs- und Fachkräfte attraktiv zu bleiben.

Der ökologische Fussabdruck der Schweiz ist gross. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Kanton?
Als Wasserschloss der Schweiz hat das Thema im Kanton Aargau einen sehr hohen Stellenwert. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit im Alltag gelebt wird. Dazu trägt neben diversen Programmen auch der kantonale Klimakompass bei, der beispielsweise konkrete Umsetzungsmassnahmen für den Klimaschutz und die Klimaanpassung aufzeigt.