Michel M. Liès

Michel M. Liès ist seit 2018 Verwaltungsratspräsident der Zurich Insurance Group. Er verfügt über 40 Jahre Erfahrung im weltweiten Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäft. Zuvor war er von 2012 bis 2016 Group CEO von Swiss Re. Er begann seine Karriere beim Rückversicherer im Jahr 1978, wo er in verschiedenen Führungspositionen tätig war. Er leitete unter anderem die Division Lateinamerika und das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft in Europa. Als Leiter des Bereichs Client Markets war er als Geschäftsleitungsmitglied verantwortlich für die weltweiten Kundenbeziehungen. Michel M. Liès ist zudem Präsident des Stiftungsrats von Avenir Suisse und Vorsitzender des Insurance Development Forum.

«Wir fördern eine inklusive Arbeitsplatzkultur und ein fürsorgliches Umfeld, um Mitarbeitende aller Generationen zu gewinnen und an uns zu binden»

Welches sind die Hauptthemen, die Sie aktuell in Ihrer Verwaltungsratstätigkeit beschäftigen?
Natürlich beschäftigen uns der Krieg in der Ukraine und dessen weitreichende Folgen sehr. Wir überwachen genau, wie sich dies auf unser Geschäft auswirkt. Selbstverständlich konzentrieren wir uns weiterhin auf die konsequente Umsetzung unserer Strategie und die Ziele, die wir uns gesetzt haben. Zudem sind Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die damit verbundenen regulatorischen Veränderungen zentrale Themen.

Wie veränderten sich die Ansprüche an die Verwaltungsratsarbeit im Hinblick auf die weltweit immer schnelleren wirtschaftlichen Veränderungen sowie die zunehmende Kadenz von Extremereignissen?
Ein Verwaltungsrat muss heute flexibel und agil aufgestellt sein, um mehrere Herausforderungen gleichzeitig zu bewältigen, ohne dabei die langfristigen strategischen Themen aus den Augen zu verlieren. Wichtig ist auch eine vielfältige Zusammensetzung, um von unterschiedlichen Fähigkeiten, Kompetenzen, Denkweisen sowie kulturellen und bildungsbezogenen Erfahrungen zu profitieren.

Welche Kompetenzen werden mit Blick darauf zunehmend wichtiger im Verwaltungsrat?
Kompetenzen rund um die Themen ESG und Digitalisierung/Cybersicherheit sind in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. Beide diese Themen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg und das Vertrauen in ein Unternehmen.

Der ökologische Fussabdruck der Schweizer Unternehmen ist gross. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit bei der Zurich Insurance Group, und wie veränderten ökologische Überlegungen die Schwerpunkte der Verwaltungsratsagenda?
Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unserer Strategie. Wir nutzen unseren Einfluss als Versicherer und Investor, um Verhaltensweisen und Geschäftsmodelle positiv zu beeinflussen, während wir gleichzeitig unsere eigenen CO₂-Emissionen auf ein Minimum reduzieren. Der Verwaltungsrat muss die richtige Balance finden, um den gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen des Unternehmens gerecht zu werden und um gleichzeitig langfristig und nachhaltigen Wert zu schaffen.

56% der neuen Geschäftsleitungsmitglieder und 44% der neuen Verwaltungsratsmitglieder haben keinen Schweizer Pass – beides Spitzenwerte der letzten 18 Jahre. Worauf führen Sie dies zurück?
Insbesondere bei international tätigen Unternehmen reflektiert die Zusammensetzung des Verwaltungsrats und des Managements oft die geografische Ausrichtung des Geschäfts. Des Weiteren legen wir bei Zurich, ganz den ESG-Kriterien entsprechend, grossen Wert auf Diversität im Management.

Im Zuge der demografischen Entwicklung werden schon bald mehr Führungs- und Fachkräfte pensioniert, als nachfolgen werden. Wie gehen Sie bei der Zurich Insurance Group mit dem zunehmenden Fachkräftemangel um? Welche strategischen Massnahmen haben Sie eingeleitet, um dem zu begegnen?
Wir fördern eine inklusive Arbeitsplatzkultur und ein fürsorgliches Umfeld, um Mitarbeitende aller Generationen zu gewinnen und an uns zu binden. Unser Ziel ist es, unseren Mitarbeitenden einen nachhaltigen Arbeitsplatz zu bieten und sie dabei zu unterstützen, sich mittels gezielter Trainings und Weiterbildungen auf ein sich stets veränderndes Arbeitsumfeld einzustellen. Daher ziehen wir auch interne Einstellungen externen vor.

In einigen Jahren wird der Grossteil der Arbeitnehmenden der Generation Z zugehören. Wie zieht Ihr Unternehmen diese Zielgruppe an, und was erwarten Sie von dieser Zielgruppe zur Weiterentwicklung Ihrer Firma?
Die jüngeren Generationen von Arbeitnehmenden suchen zunehmend nach Arbeitgebern, die einen sinnvollen Zweck verfolgen und positive Werte vertreten. Um jüngere Mitarbeitende zu fördern, haben wir Anfang 2020 ein Programm eingeführt, das gezielte Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Die jüngeren Generationen werden eine entscheidende Rolle bei der weiteren Digitalisierung unseres Geschäfts einnehmen, um die Bedürfnisse unserer Kunden auf neue und innovative Art und Weise zu erfüllen.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Unternehmenskultur seit 2019 verändert, und welchen Einfluss hatte dies auf die Zusammenarbeit von Ihnen als Präsident mit dem CEO?
Unsere Unternehmenskultur hat sich nicht wesentlich verändert. Während der Pandemie hat Zurich eine ausserordentlich starke Resilienz bewiesen. Gemeinsam mit unserem CEO Mario Greco haben wir uns auf unsere langfristigen Ziele konzentriert, um die sich verändernden Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen zu erfüllen.