«Die Führung wird zunehmend über mehr Daten verfügen»
Welche Trends sehen Sie, wie sich die Führung weiterentwickelt in Zeiten von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, Individualisierung aufseiten der Arbeitnehmenden und Agilität?
Richtig umgesetzt, wird die Führung zunehmend über mehr Daten verfügen, und die Daten und Informationen werden eine höhere Qualität haben. Die Fülle an Daten richtig zu verwenden, wird eine Kunst bleiben. Bezüglich der Mitarbeitenden: Für Mitarbeitende, die Arbeiten machen, die an die physische Präsenz gebunden sind, sehe ich weniger Potenzial für eine Individualisierung. Es sind aber die Berufe, die in Zukunft stark nachgefragt sein werden. Bei «Büroberufen im weiteren Sinne» sehe ich eine teilweise und schrittweise Automatisierung sowie zumindest bei internationalen
Unternehmen eine Verlagerung ins kostengünstigere Ausland. Wie weit die Individualisierungsmöglichkeiten effektiv in der Schweiz gehen werden, wird von Angebot und Nachfrage je konkrete Aufgabe definiert werden.
Die Unternehmen erreichen aktuell die Geschlechterrichtwerte im Verwaltungsrat von 30% und in der Geschäftsleitung von 20%. Wie geht es aus Ihrer Sicht nach diesem Meilenstein weiter im Generationenprojekt Gender Diversity?
Ich sehe eine schrittweise Weiterentwicklung, was nicht heisst, dass es nicht auch einmal einen temporären Rückgang geben wird. Die Teilhabe von Frauen an Wirtschaft und Gesellschaft ist ein globaler Trend in sich entwickelnden Volkswirtschaften bzw. ist gleichzeitig auch eine Voraussetzung für eine positive Entwicklung. Man kann es – mit Ausnahmen – fast überall sehen, interessanterweise auch in vielen Gesellschaften, die in Bezug auf Frauenrechte als rückständig gelten.
Der Frauenanteil in Ihrer Geschäftsleitung liegt bereits weit über dem geforderten Minimum. Wie haben Sie dies erreicht, und welche weiteren Ziele verfolgen Sie?
Wir sind 2 Frauen von 6 Geschäftsleitungsmitgliedern. Das ist nicht besonders viel. Unser Hauptaugenmerk liegt zurzeit darauf, sicherzustellen, dass Frauen in allen Konzerngesellschaften die gleichen Chancen haben, ins Mittlere Management und ins Senior Management aufzusteigen. Wir wollen die Besten haben, unabhängig von Geschlecht, Nationalität und anderen Unterscheidungsmerkmalen. Um aber wirklich die Besten zu fördern, muss sich das Management selbst Rechenschaft ablegen über unbewusste Vorurteile und über die Tatsache, dass Frauen manchmal anders als erwartet vorgehen und trotzdem erfolgreich sind. Es braucht diese Offenheit und Selbsterkenntnis im Management.
Gemäss unseren Erhebungen blieben die Frauen, die vergangenes Jahr aus den Geschäftsleitungen austraten, nur 3 Jahre im Amt. Welche Massnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen ergriffen, um eine möglichst hohe Retention der weiblichen Führungskräfte sicherzustellen?
Man müsste dies vertieft analysieren. Es gibt Erhebungen, die aussagen, dass Frauen vor allem dann eine Chance auf den «Topjob» haben, wenn sich das Unternehmen in einer Krise befindet. Das würde dann zumindest einen Teil der kürzeren Verweildauer erklären.
Wir haben festgestellt, dass das Durchschnittsalter in den Geschäftsleitungen zunehmend ansteigt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Es ist für mich eine natürliche Entwicklung. In unserer unübersichtlichen Welt ist Erfahrung sehr viel wert. Zudem bleiben viele Menschen viel länger dynamisch und lernfähig, was in der Zwischenzeit auch die Hirnforschung bestätigt.
Der ökologische Fussabdruck der Schweizer Unternehmen ist gross. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen, und wie veränderten ökologische Überlegungen die Schwerpunkte der Unternehmensstrategie?
Der ökologische Fussabdruck unserer Gesellschaft ist hoch. Man kann die Schweizer Unternehmen nicht von der Gesamtgesellschaft trennen. Sulzer arbeitet daran, den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren. Unsere Produkte und Dienstleistungen bieten unseren Kunden in den Bereichen Energie, natürliche Ressourcen und der Prozessindustrie Lösungen zur Reduktion ihres ökologischen Fussabdrucks. Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit geben dabei den Rahmen vor.